3 sensiblen Phasen

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Der Welpe ist zu Beginn in seiner Entwicklung unglaublich rasant.

Die inneren Reifungsprozesse werden so schnell abgehandelt, dass ich beim Beziehungsaufbau zum Welpen nichts dem Zufall überlassen kann, wenn das Ziel ein unauffälliger, freudebringender Begleiter ist. Er kann und muss in den verschiedenen 3 sensiblen Phasen seiner Entwicklung so viel mehr verstehen, als das zu oft angebotene Kindergartengeplänkel, denn dafür hat er auch gar keine Zeit, da seine Entwicklungsphasen eben zeitlich begrenzt sind.

Jede Sensible Entwicklungsphase kann später nicht wiederholt werden
Viele Hundehalter sind sich überhaupt nicht bewusst, welche einschneidenden Lernprozesse in der primären und sekundären Sozialisierung, sowohl in der Spätsozialisierung und Pubertät im Hundekopf stattfinden. Würden Hunde/Welpenhalter sich mit den sensible Entwicklungsphase befassen, dann würden sie nicht so blauäugig alles dem Zufall überlassen. Was an wichtigen Informationsquellen, in Form von Reizen, aber auch „Erfahrungen“ verpasst wird, wird nach Abschluss der jeweiligen Phasen nicht wieder aufgeholt werden können.

Für den Laien es sich vor Augen zu halten, dass bis zur 12 Lebensoche die Leistungsfähigkeit des Gehirns im Großen und Ganzen eingestellt wird. 
Aber
Es findet eine Differenzierung der einzelnen Gehirnbereiche statt, die wiederum durch neu angelegte Nervenstränge verbunden werden, welche sich nur durch die notwendigen, abverlangten äußeren Einflüsse entwickeln können.
Das heißt:
Das damit in Verbindung stehenden Neurotransmittersystem, welches an allen wichtigen hormonellen und neuronalen Prozessen ausschlaggebend beteiligt ist, wird in dieser Zeit gesetzt. Wenn diese Einstellung jedoch durch innere und äußere Einwirkungen gehemmt wird, dann bleiben diese neuronalen Schäden auf immer bestehen. 

Es sollte euch bewusst sein, stimmt die innere, genetisch bedingte Ausgangslage, wäre es nur zu ärgerlich, wenn das durch unbedachte, äußere Umgehen mit dem Welpen diese hervorragende Grundlage zunichtemacht.  Da das Nervensystem darüber entscheidet, zu welchem Temperament sich der Hund von nun an zählen darf, was wiederum die allgemeinste Charakterisierung eines Lebewesens ausmacht, sollte einem stetig bewusst sein, welchen äußeren Einfluss man selber auf die Charakterbildung des Hundes hat. 

Die erste Grundvoraussetzung
Man braucht nicht besonders viel, um dem Welpen in den ersten 3 Wochen zu genügen. Es reicht vollkommen, dass man klar, ehrlich, herzlich ist. Und die Zeit, die man mit dem jungen Hund verbringt, substantiell ist und nicht mit allerlei Situationen und Erfahrungen überhäuft, die der Welpe in diesem Alter nur schwer einordnen kann.

Bevor dein Welpe eine Spielgruppe sieht, sollte er erst einmal lernen, sich auf dich verlassen zu können. Deswegen ist es enorm wichtig, in den nächsten 3 Wochen ein stabiles Beziehungsgerüst auf zubauen und zwar nur zu mir. Das Aufrechterhalten und Ausbauen des Folgetriebs steht an erster Stelle, außerdem der Aufbau eines Bindungssignals.

Hat der Welpe in diesen 3 Wochen saubere Verknüpfungen des Bindungssignals, Sitz und Platz erlernt, geht es in den ruhigen Hundekontakt, um deinem Welpen die unterschiedlichen Spielkulturen zu vermitteln, die für seine Entwicklung recht förderlich sein können.

 

 

Welpen können und dürfen nicht alles selber klären – Das kann fatale Folgen haben!

Nicht selten hört man in vieler Welpenschulen, dass die Welpen Differenzen untereinander klären sollen. Sucht der Welpe beim Halter Schutz, wird dieser sogar gebeten sich vom Hund zu entfernen, damit der Welpe lernt, sich mit den Dingen auseinanderzusetzen. 

Wenn mir mein Welpe schon so viel Vertrauen schenkt, indem er sich hinter mir versteckt, wie könnte ich ihn im Stich lassen? Kein Muttertier würde auch nur im Entferntesten so handeln. (Man darf ihn in dieser Situation allerdings nicht bemuttern; es reicht, dass man da ist und die anderen Hunde auf Abstand hält.)

Euer Welpe, sollte in den nächsten 3 Wochen fremde Hunde, fremde Menschen und Reize nur aus einer respektablen Entfernung sehen, da es in diesem Alter um Gewöhnung geht.

Welpen sind bis zur 12. Woche noch gar nicht in der Lage, alle Reize verarbeiten zu können, da ihr Gehirn bis zur 12./16. Lebenswoche Zeit benötigt, um voll funktionsfähig zu sein. In diesen Phasen geht es um Bindung. Der springende Punkt ist, das der Welpe ab der 7. – 12. Woche eine regelrechte Angstphase durchläuft, die zum Ende der Sozialisierungsphase ihren Höhepunkt hat. 

Der Welpe beurteilt nun zwischen Vertrautem und nicht Vertrautem. Am Ende der Sozialisierungsphase, also bis in die 12. Woche hinein, macht es die natürliche Unsicherheit unmöglich, neue Bindungen einzugehen. Und genau deshalb macht es so wenig Sinn, den Hund gleich mit allerlei Reizen zu überfluten.

Diese 3 Wochen sind so entscheidend, und bei aller Befürchtung, mein Hund könnte asozial werden, weil er 3 Wochen keinen Kontakt mit fremden Menschen und Hunden hat, tritt genau das Gegenteil ein. Denn der Welpe hat in den ersten 8 Wochen alle wichtigen Phasen durchlebt.

Diese Zeit hat ihn optimal auf allerlei Sozialpartner geprägt, mit denen er in den ersten Wochen in Kontakt getreten ist, hat ihn auf diese sozialisiert und somit gelehrt, sich in einer filigranen Rudelordnung zurecht zu finden. Wenn Sie bei einem verantwortungsbewussten Züchter gekauft haben, weiß mein Welpe, was ein Hund ist, was ein Mensch ist, was Umweltreize sind. Wenn also ein Retriever um die Ecke kommt, dann ist meinem Welpen definitiv bekannt, dass das keine Kuh ist. Seine prägungsähnliche Phase hat dafür gesorgt.

 

Umweltreize können erst ab einem gewissen Alter richtig eingeordnet werden.

Ab der 11. Woche, beginne ich gezielt dem Hund Reize so zu servieren, dass er damit auch was anfangen kann. Das heißt natürlich nicht, dass ich dem 8 Wochen alten Welpen die Augen und Ohren zu binde. Es heißt eben nur, dass vor der 11. Woche ein anderer Fokus gesetzt ist.

Vorher macht es eben wenig Sinn, den Welpen schon mit 9 Wochen wie einen Wanderpokal mitzuschleppen, fremden Menschen in den Arm zu drücken oder sämtlichen Reizen auszusetzen, die noch gar nicht eingeordnet werden können, da die Nervenbahnen noch nicht vollständig myeliert sind.

Myelin ist wie eine Fettschicht, die sich im Laufe der Entwicklung des Gehirns um die Nervenbahnen legt und somit als Informationsleiter sämtliche Einflüsse schneller an die Schaltzentrale übermittelt, um sie so schneller verarbeiten zu können. Diese noch nicht vollständig abgeschlossene Myeliniserung ist auch der Grund, weshalb der Welpe so tollpatschig wirkt und oft den Eindruck erweckt, er stehe auf der langen Leitung.

Ab der 13. Woche ist die Schaltzentrale regelrecht geschmiert. Ab jetzt finden nur noch normale Lernprozesse statt. Zeit für das Umwelttraining. Der Park  bietet für ein gezieltes Umwelttraining genau das, was ein Welpe zur Sozialisierung benötigt.  Jogger, Enten, Gänse, freilaufende Hunde und vieles mehr.

Mehr Verständnis für den Lernprozesse

Die Wiesen im Park sind so weitläufig, dass man den kleinen Zwerg mit all den Reizen nicht überfordert, weil die nötige Distanz zum richtigen Einordnen eingehalten werden kann. Distanz ist das Zauberwort. Das Geschrei ist nicht nur auf den Straßen groß, wenn ich die Leute bitte, meinen Welpen nicht anzusprechen und ihn nicht anzupacken.

Noch verrückter wird es, nehme ich den kleinen Welpen auf den Arm, wenn ein Hund freudestrahlend mit Dampf und Dynamik auf uns zu rennt und ich diesem Hund den Zugang zu meinem Welpen verwehre. „Sie müssen den Welpen sofort runter lassen“, wird dann forsch artikuliert. Mache ich dem Halter dann klar, dass ich einen Teufel tun werde, diesen kleinen Zwerg dem 40 kg schweren, unerzogenen, hysterischen Hund zum Spielen vorzuwerfen, ist es aus.

Ich halte es eben für sehr effektiv, dass mein Welpe erst dann mit fremden Menschen und fremden Hunden Kontakt hat, wenn er verstanden hat, dass der Reiz immer zu ihm kommt und nicht umgekehrt. Hat mein Welpe diese einfache und doch so wichtige Lektion gelernt, spricht nichts dagegen, wenn mein Welpe gestreichelt wird; jedoch nicht, wenn er zu jemandem hinrennt.

Was ist schon sinnvoll daran, den Welpen permanent im Außen bestätigen zu lassen? Es ist später so mühselig, ihm wieder Dinge nehmen zu müssen.  Zeige dem Hund nur das, was du später auch willst, denn dann vermisst er auch nichts. Einfacher geht es nicht. Der Mensch verstrickt sich zu gern in die Komplikation und wundert sich, wenn der Konflikt mit Fahnen schwenkt.